Aus dem gleichnamigen Buch las Frau Mag. Lamya Kaddor am Weltfrauentag, dem 8. März, im gut besuchten Ischler Pfarrsaal. Besonders erfreulich: gut ein Drittel der rund 130 Besucherinnen und Besucher waren Mitbürger mit islamischer Religionszugehörigkeit. Gut angenommen wurde auch der „Büchertisch“, den das Team der Pfarrbücherei liebevoll vorbereitet hatte und wo viele die Gelegenheit nützten, sich „ihr Buch“ von Frau Kaddor signieren zu lassen.
Das Integrationsbüro der Volkshilfe, das Katholische Bildungswerk, die Pfarrbücherei und die Katholische Frauenbewegung setzen seit drei Jahren in Bad Ischl unterschiedliche Aktivitäten im Rahmen des Interreligiösen Dialogs, speziell zwischen Christentum und Islam. Die Lesung mit Frau Kaddor, einer engagierten Islamwissenschafterin und Religionspädagogin, war bereits die dritte gemeinsame Veranstaltung in Bad Ischl (nach Vorträgen, was Christen und Muslime jeweils über die „andere Religion“ wissen sollten).
Frau Kaddor bezeichnet sich selbst als liberale und zugleich gläubige Muslima. Sie ruft die MuslimInnen zu einem kritischen Denken auf. Sie bricht das Tabu – den Islam und die Muslime hinterfragen zu dürfen und vermittelt ein ganz anderes Bild von muslimischen Frauen.
„Man muss nicht ein Kopftuch tragen, Türkin sein und schlecht Deutsch sprechen, damit man als Muslimin bezeichnet wird“, sagte Kaddor. Das ist ein Klischee, dem sie als Autorin entgegentritt. Sie verleiht vielen Muslimen, „der schweigende Mehrheit“, eine Stimme, klärt auf und lebt privat den Islam im Hinblick auf die Erfordernisse der heutigen Zeit. Sie betont, dass alle monotheistischen Religionen, somit auch der Islam, auch im historischen Kontext betrachtet werden müssen. Man soll auch lernen, zwischen dem Koran als Gotteswort und dem Leben des Propheten zu unterscheiden.
„Der Prophet Mohamed war ein Mensch und weil kein Mensch unfehlbar ist, war auch er nicht unfehlbar“, so Kaddor. Das heilige Buch lässt mehrfache Auslegungen zu, auf Grund der Übersetzungsmöglichkeiten aus dem Arabischen. Es schien ihr großes Anliegen zu sein, die Frauen zu motivieren, sich selbst mit dem Koran zu beschäftigen. Sie stellt die Auslegung des Korans ausschließlich durch die Männer in Frage, besonders jene Koranstellen, die sich auf das Leben der Frauen beziehen.
Viele Anfragen aus dem Publikum zeigten das Interesse am Gehörten, u.a. die Frage nach dem Verhältnis von Evolution zum Glauben. Nach Ansicht von Frau Kaddor schließt das eine das andere nicht aus. Ihre These: “Der der erste Mensch war weder Mann, noch eine Frau. Es war ein Mensch, der sich entwickelt hat“, so Kaddor. Am Ende der Diskussion stand die Frage der interkonfessionellen Ehen, denen gegenüber sie sich sehr offen zeigte. „Die Menschen vermischen sich, werden sich vermischen, das ist die Realität, man soll lernen, damit umzugehen“.
Mag. Ruzica Milicevic vom Integrationsbüro: „Ich bin überzeugt, dass solche Veranstaltungen ganz wesentlich zu einem entspannten und fairen Verhältnis und zu einer besseren Integration beitragen, weil dadurch mehr Verständnis auf allen Seiten erzielt wird.“ Mag. Größwang vom KBW: „Erste Schritte zur Überwindung der Schwellenangst sind gut gelungen. Austausch statt Abgrenzung und Nutzung der jeweiligen kulturellen Angebote ermöglichen ein gutes Zusammenleben.“